Meconomy. Interview mit Autor Markus Albers

Meconomy: Nur digital erhältlich.

„Willkommen in der Meconomy: Wir machen unsere Hobbys zum Beruf und verlegen unseren Lebensmittelpunkt dorthin, wo wir am glücklichsten und produktivsten sind. Wir müssen uns als Marke positionieren, ständig dazulernen und Dinge, die wir nicht gern tun, an Dienstleister in fernen Ländern auslagern. Wir machen uns leichteren Herzens selbstständig, aber vor allem werden wir selbstständiger denken und fühlen. Es wird ein gutes, aufregendes und erfülltes Leben sein, aber nicht jeder wird es führen können. Die Meconomy wird die Gesellschaft in der Mitte spalten.“ Markus Albers

Ich habe Autor Markus Albers ein paar Fragen über modernes Arbeiten, den Sprung in die Selbstständigkeit und sein aktuelles Buch Meconomy gestellt.

Was reizt Dich an der Selbstständigkeit?

Markus Albers: Zwei Dinge: Erstens das Gefühl der fundamentalen Selbstbestimmtheit. Natürlich muss ich Kunden zufrieden stellen und Deadlines einhalten. Aber am Ende entscheide ich, wann ich was für wen mache. Das fühlt sich dramatisch besser an als jeden Tag in ein Büro zu gehen und sich sagen zu lassen, was zu tun ist und wann man wieder gehen darf. Zweitens kann ich als Selbständiger effektiver am eigenen Portfolio, der eigenen Positionierung oder sagen wir ruhig: Marke arbeiten. Ich wähle Jobs nach den Kriterien Lernkurve, Prestige und Honorar aus, sowie eben auch danach, wie gut das Ergebnis und der Kunde zu meinen restlichen Arbeiten und künftigen Ambitionen passen. Als Festangestellter merkt man oft nach ein paar Jahren, dass man immer funktioniert, aber nichts fürs eigene Portfolio gemacht hat. Das rächt sich spätestens, wenn der Arbeitgeber einen entlässt oder Pleite geht – und wie schnell das der Fall sein kann, haben wir ja in der Krise gesehen.

Wie kann man Schwankungen der Auftragslage ausgleichen, gerade zu Beginn der Selbstständigkeit?

Albers: Portfolio-Diversifikation – sich nie nur auf einen oder zwei Kunden verlassen und am besten auch nicht nur auf eine Branche. Ich selbst zum Beispiel schreibe Artikel und Bücher, berate Agenturen und Verlage, man kann mich als Textchef und für Vorträge buchen oder für Corporate Media Projekte. Wenn das eine mal nicht so läuft, hat man immer noch die anderen Standbeine. All das darf natürlich nicht willkürlich zusammengestückelt sein, sondern jeder Bereich muss die anderen befruchten und die Story, die Marke muss plausibel sein. Gerade am Anfang der Selbständigkeit würde ich hinzufügen: Fixkosten gering halten, nicht gleich ein Büro mieten – virtuelle Teams funktionieren oft genau so gut oder besser.

Wer keinen Boss hat, muss sich selber organisieren und motivieren. Welche konkreten Tips kannst Du dafür geben?

Albers: Eine Frage, die auch mich immer wieder umtreibt, ist das richtige Verhältnis von Ablenkung und Konzentration. Wie viel Zeit brauchen wir, um produktiv und kreativ zu sein? Um jene Dinge zu verfolgen, die uns wirklich wichtig sind? Und was müssen wir aufgeben, einschränken oder abschaffen, um die Ressourcen zu haben, etwas Neues zu schaffen? Wer Dinge schaffen will, egal ob ein Buch, einen Song oder einen Businessplan, muss – es hilft alles nichts – die permanente Erreichbarkeit und die ständige Ablenkung eindämmen. Und zwar nicht nur diejenige durch Job, Kollegen und Chefs. Sondern auch durch Freunde, „Friends“, Kontakte, andere Twitterer und eigene „Follower“. Die Position vertritt vehement der Produktivitätsexperte Merlin Mann. Er kämpft gegen die allgegenwärtige Versuchung, sich ablenken zu lassen, beschäftigt zu tun, aber nichts Produktives oder Kreatives zu schaffen. Der moderne Mensch, so sagt er gern, ist wie der Mitarbeiter eines Sandwich-Ladens, der lauter Bestellungen entgegennimmt, diese auf Zettel schreibt und die Zettel dann in immer neuen Reihenfolgen sortiert, immer wieder überlegt, wie man all diese Aufträge am effektivsten abarbeiten könnte – aber vor lauter Sortieren und Planen nie dazu kommt, die Brote zu belegen. „Don’t just take orders, make sandwiches“, lautet Manns Ratschlag, der natürlich in übertragendem Sinn zu verstehen ist. Dabei nützen Tools und Techniken, die ich in meinem Buch beschreibe. Ich selbst könnte zum Beispiel ohne Evernote, Things, GTD, und Zero-Inbox nicht mehr arbeiten.

Du sprichst in Deinem Buch über Google. Was können kleine Freiberufler von Firmen wie Google, Yahoo und Co. lernen?

Albers: Da halte ich es mit Jeff Jarvis : Zunächst brauchen wir, was er „Googlejuice“ nennt: Wir müssen per Google (oder anderen Suchmaschinen) auffindbar sein. Mindestens unser Lebenslauf muss online sein, das Portfolio unserer bisherigen Arbeiten sowie unser Netzwerk aus Freunden und Kollegen. Und wir sollten nicht der fünfte oder zehnte Treffer sein, wenn man unseren Namen sucht. Der erste „Markus Albers“, den Sie googeln, bin ich – dafür habe ich gekämpft. Wie wir das erreichen? Indem wir uns verlinken, online aber auch in der realen Welt: Je mehr Dinge/Produkte/Inhalte wir selbst produzieren und auf je mehr andere Produzenten wir hinweisen, desto mehr Links zeigen auf uns zurück. Desto leichter sind wir zu finden, desto mehr Aufträge/Kontakte/Wissen werden zu uns kommen. Zudem müssen wir aufrichtig und authentisch sein. Google selbst nennt das in seinem Unternehmensmotto „Don’t be evil“. Je mehr die Interaktion zwischen Marktteilnehmern über das Internet explosionsartig zunimmt, desto weniger lohnt es sich, unmoralisch, unkollegial oder ausbeuterisch zu handeln, denn die Kosten überwiegen zunehmend die Vorteile. Drittens müssen wir uns unterscheiden und positionieren wollen. „Unser Online-Schatten wird zu unserer Identität“, sagt Jarvis, „Um aus der Masse herauszuragen, brauchen wir unterscheidbare Identitäten.“ Wir müssen eine Marke werden, ein Experte, müssen für etwas stehen.

Was sind für Dich die zur Zeit effektivsten Selbstvermarktungsstrategien?

Albers: Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei einer Kombination aus Bloggen, Twitter und Facebook unschlagbar, denn die Kosten liegen effektiv bei nahezu null, wenn man die eingesetzte Zeit mal nicht rechnet. Wichtig: Selbstvermarktung um ihrer selbst willen klappt nicht. Man braucht eine Idee, eine Botschaft, ein Produkt, ein Portfolio – kurz: eine Leidenschaft. Dann muss man auch gar nicht so viel TamTam machen, sondern dann finden einen Gleichgesinnte von selber, vorausgesetzt man teilt diese Leidenschaft auch offen mit.

Welche allgemeinen Tipps möchtest Du denjenigen geben, die gerade vor der Entscheidung stehen, den festen Job zu kündigen und ihr eigenes Ding durchzuziehen?

Ich verstehe gut, dass es gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten verlockend ist, an vermeintlichen Sicherheiten festzuhalten und ich möchte niemanden überreden, seine Festanstellung leichtfertig aufzugeben. Allerdings haben wir gesehen, dass auch scheinbar sichere Jobs heute keineswegs mehr sicher sind. Gleichzeitig ist es so einfach und günstig wie nie, ein – im weitesten Sinn – digitales Business zu starten. Die Produk

tionsmittel stehen jedermann für sehr wenig Geld zu Verfügung. Das senkt die Einstiegsbarrieren dramatisch. Ich würde also empfehlen, es einfach mal auszuprobieren – am Anfang vielleicht neben der Festanstellung

–, und wenn es dann läuft, den Sprung zu wagen. Etwas Eigenes aufzubauen macht ja irrsinnig Spaß und hilft gegen die verbreitete Stimmung, dass alles immer schlechter wird und man ja eh nichts dagegen tun kann. Man kann!

Das Buch Meconomy gibt es in digitaler Form als Ebook oder iPhone App für 9,99 €:
Wie wir in dieser neuen Arbeits- und Lebenswelt mit Hilfe von Lifehacking, Personal Branding undglobaler Mobilität Erfolg haben, erklärt das Buch Meconomy anhand vieler Fallbeispiele, aktueller Studien, praktischer Tipps.
Fazit: Klare Kaufempfehlung!

 

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