„Wie komme ich in die Zeitung?“- Interview mit Leonie Walter


Eine Möglichkeit um sich mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, ist in den Printmedien zu erscheinen oder gar selber Artikel zu verfassen. Doch das ist nicht ganz so einfach, weil natürlich viele Freiberufler und Firmen ein gesteigertes Interesse daran haben. Ich habe mich mit Leonie Walter darüber unterhalten wie man „In die Zeitung kommt“. Sie ist PR Beraterin und hat gemeinsam mit ihrem Mann Markus, das Buch „Das 1×1 der Pressearbeit“ geschrieben.

Eine Pressemitteilung oder Artikel in Zeitungen und Zeitschriften unterzubringen ist schwierig. Lohnt die Mühe überhaupt für Freiberufler?

Leonie Walter: Gerade Freiberufler profitieren von guter PR in Zeitungen und Zeitschriften in besonders hohem Maße! Sie erhöhen dadurch ihre Wahrnehmung und steigern damit letztlich ihren eigenen Marktwert. Wenn es richtig gut läuft, kann man später höhere Honorare erzielen. Durch gezielte Personality-PR haben es gerade Freiberufler schon weit gebracht – denk doch mal an die ganzen bekannten Buchautoren, Trainer und Speaker. Die werden zum Beispiel auf Konferenzen oder bei Unternehmensveranstaltungen für Keynotes gebucht und profitieren so doppelt von ihrer PR in eigener Sache.

Was kann ein „kleiner Freier“ tun, um die Aufmerksamkeit der Redakteure zu bekommen?

Leonie Walter: Mit der Positionierung als „kleiner Freier“ tut man sich keinen Gefallen – damit stellt man doch sein Licht komplett unter den Scheffel. Es gilt also, das Besondere, das eigene Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten. Diese Überlegungen muss man zum Beispiel für einen Flyer, eine Bewerbung oder die Webseite ohnehin anstellen, wenn man sich vermarkten will. Die Fragen lauten also: Wofür stehst Du als Künstler oder Freiberufler? Was machst Du anders oder besser als andere? Das kann sein, dass der Kabarettist speziell Themen einer bestimmten Region aufs Korn nimmt – dann ist er sicherlich schon interessant für regional erscheinende Zeitungen oder auch Veranstaltungs-Magazine. Was kann man also tun? Die Besonderheiten herausarbeiten, eine Basis-Pressemeldung zum Thema entwerfen und damit dann die in Frage kommenden Redaktionen kontaktieren. Wer ein gutes Thema hat, muss sich nicht scheuen, einen Redakteur anzurufen.

Wie findet man die Medien, für welche die Pressemitteilungen interessant sind?

Leonie Walter: Man kann Adressen entweder kaufen oder sie zusammensuchen. Während die erste Lösung kostspielig sein kann, ist die zweite zeitaufwändig. Einen Geheimtipp aus dem Buch verrate ich hier gerne: Ideal ist es, wenn man zum Beispiel über einen Veranstalter oder die eigene IHK einen Verteiler gratis beziehen kann – einfach mal nachfragen, manche Organisationen haben keine Schmerzen damit, ihre Redaktionskontakte herauszugeben.

Wichtig ist es, sich über die Zielgruppe genaue Gedanken zu machen. Wer soll die Message lesen? Tageszeitungsleser? Die regionale Presse und die dortigen Ansprechpartner lassen sich gut im Internet recherchieren. Leser von Fachmagazinen? Die Google-Suche mit kombinierten Suchbegriffen (zum Beispiel Fachzeitschrift + Branche) hilft hier weiter.

Was gehört zur PR-Grundausrüstung für Freiberufler und Künstler?

Leonie Walter: Auf jeden Fall benötigt man eine Presseinfo zum grundsätzlichen Angebot, eine Vita oder Lebenslauf, die nicht unbedingt klassisch aufgebaut sein müssen und natürlich: gute, aktuelle Fotos! Am besten mehrere, damit ein Redakteur eine Auswahl treffen kann. Fotos sind für Freiberufler und Künstler das A und O, damit sich der Leser ein Bild machen kann. Hier empfehle ich, Fotos mit typischen Attributen anfertigen zu lassen, die zur Person passen. Sprich: Der Fotograf lässt sich mit der Kamera fotografieren, der Autor mit einem Schreibgerät, vor der Bücherwand oder mit seinem neuesten Titel und ein Bildhauer mit seiner neuesten Skulptur oder bei der Arbeit. Bei Trainern und Coaches eignet sich vielleicht ein Flipchart als Attribut oder ein paar Moderationskarten. Es lohnt sich, hier kreativ zu werden!

Welche Tipps zum Schreiben einer Pressemitteilung kannst Du geben?

Leonie Walter: Das Schreiben einer Pressemitteilung ist gar nicht so schwer. Wichtig ist es, den zwingend notwendigen Aufbau zu beachten, für den journalistische Anforderungen gelten. Das wichtigste steht in einer Pressemitteilung im ersten Satz. Dieser beantwortet die wesentlichen W-Fragen, nämlich: Was? Wer? Wann? Wo? Und vielleicht noch Warum? Ein solcher Satz liest sich dann so: „Eine Büttenrede zum Bürgermeisterskandal-Skandal von Musterhausen hält der Mundart-Kabarettist Peter Müller am kommenden Samstag bei der TV-Aufzeichnung der Karnevalssitzung ‚Fröhliche Narren’.“ Der Erfolgstipp: Ist im ersten Satz die Message auf den Punkt gebracht, liest der Redakteur auch weiter – sonst landet die Pressemitteilung schnell im Papierkorb.

Viele Menschen begehen bei ihrer ersten Pressemitteilung den Fehler, diese Regel zu missachten. Sie denken dann wahrscheinlich: „Ich kann doch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.“ Daher wird eine lange Herleitung geschrieben, in der womöglich die Tradition von Büttenreden oder der Lebenslauf des Kabarettisten thematisiert wird. Dies alles interessiert aber den Redakteur gar nicht – und seine Leser auch nicht. Es geht nur darum: Was ist die News?

Nicht jede Pressemitteilung kann von Anfang bis Ende abgedruckt werden – oft steht hierfür einfach der Platz nicht zur Verfügung. Ein Redakteur muss daher kürzen, kürzen, kürzen. Dies tut er, indem er bei einer Meldung von hinten nach vorne die Sätze wegstreicht. Daher schreibt man das Wichtigste an den Anfang und das Unwichtige am Schluss. Im besten Fall kann vielleicht nur ein einziger Satz in einem „Ticker“ veröffentlicht werden. Prüf es gerne mal nach: Mein Beispiel von der Büttenrede enthält hierfür die wesentlichen Fakten.

Was ist beim Verfassen eines Fachartikels zu beachten?

Leonie Walter: Hierfür gibt es keine einheitlichen Regeln wie bei der Pressemitteilung. Die Zeitschriften stellen hierfür oft ihre individuellen Anforderungen. Meine Erfahrung ist, dass man am besten im Vorfeld mit der Redaktion das Interesse am Thema abklärt, sonst macht man die Arbeit womöglich umsonst oder auch doppelt, wenn noch mal nachträglich etwas umgeschrieben muss. In einem solchen Gespräch gibt der Redakteur auch Informationen zum gewünschten Umfang, zur Ausrichtung und ähnliches. Um dies zu erfahren, sollte man auch aktiv nachfragen. Außerdem kann ich jedem nur dringend empfehlen, sich ein Exemplar der Zeitschrift anzuschauen, um sich mit dem Stil, der Art der Headlines, Bildunterschriften und ähnlichem vertraut zu machen. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Artikel später wirklich abgedruckt wird.

Mein Tipp ist, sich intensiv auf das Gespräch mit einer Redaktion vorzubereiten. Das heißt, man hat einen guten Themenvorschlag parat, den man unterbreitet und fragt nach, ob hieran Interesse besteht. Passt die Idee, wird der Redakteur von sich aus schon vorschlagen, in welcher Ausgabe er diesen Beitrag unterbringen könnte. Ist er skeptisch, kann man gemeinsam beratschlagen, ob eine etwas veränderte Ausrichtung Sinn machen kann. Mit dieser Vorgehensweise hat unsere PR-Agentur sehr gute Erfahrungen gemacht.

pressearbeit

Was kann ich tun, um es dem Journalisten so einfach wie möglich zu machen, meine Texte zu drucken?

Leonie Walter: Wichtig ist es, die journalistischen Grundregeln zu beachten, journalistische Schreibweisen zu berücksichtigen und Texte möglichst objektiv zu formulieren. Der gelieferte Text sollte so sein, dass der Journalist keine Arbeit mehr damit hat, etwas umzuformulieren, umzustellen oder herauszustreichen. Sonst ist die Gefahr groß, dass ein gutes Thema zwar eine Weile auf dem Radar des Redakteurs ist, aber so lange unbearbeitet bleibt, bis es an Aktualität (und damit an Attraktivität) verloren hat. Einen weiteren Punkt habe ich auch schon angesprochen: Bildmaterial mitzuliefern ist die Kür der Pressearbeit und bietet der Redaktion so viele Pluspunkte, dass die Abdruckwahrscheinlichkeit um ein Vielfaches steigt.

Wer weiter Tipps von Leonie haben möchte, der kauft am besten das neue Buch: „Das 1×1 der Pressearbeit“.

Einen Artikel auf Kunstundso.com unterzubringen ist übrigens sehr einfach. Schickt mir einfach eine Mail mit Eurem Thema für einen Gastartikel. Ihr könnt neuerdings auch Eure Emailadresse hinterlassen und über wichtige Post auf dem Laufenden gehalten werden. Probiert es aus!

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13 Replies to „Wie komme ich in die Zeitung?“- Interview mit Leonie Walter

  1. Wolfgang sagt:

    Tipp:
    http://www.zimpel.de das Verzeichnis für Medienkontakte, mit 40 (!) Tagen Testzugang kostenfrei.
    Gibt es auch in Buchform, möglicherweise in einer Bücherei in der Nähe……..aber online recherchieren ist besser (kopieren in Excel)
    Und so sollte eine Datei aufgebaut sein:
    TV
    HF
    Print (Untergruppen: TZ, MAG, Suppl….. corporate media….)
    Online
    Zu den Kontaktdaten auch jeweiligen Redaktionsschluss schreiben und Verhalten der
    kontaktierten Personen

    Bei Fotos für die Presse auf die Rechte nicht vergessen, und: Alle Fotos 300 dpi

  2. Hallo Wolfgang. Vielen Dank für den Tipp.

  3. Wolfgang sagt:

    Danke, gerne.
    Eines noch zum Interview über den Pressetext selbst:
    Das Prinzip Kiss sollte beherzigt werden: Keep it Short and Simple.
    Am besten in den ersten 2,3 Sätzen alle „W“ fragen beantworten, also wer was wann wie wo warum.
    Einen Pressetext kann man übrigens auch in die Mail schreiben, lang darf er sowieso nicht sein

    Ich kann mich dem Rat der Autorin nicht anschließen, vorab anzufragen, ob das Thema interessant ist.
    Viele Gründe, zbsp
    1. Der Angespochene kann gerade ziemlich angepisst sein, im Stress sein und nur halbherzig zuhören.
    Und sagt nein. Er hat sowiesoe genug anderes am Tisch liegen

    2. Ein ähnliches Thema ist gerade in Anfrage. Daher nein am Telefon, aber was passiert, wenn das Thema
    für das Medium interessant ist und – bspweise ein Konzert – dann doch nicht stattfindet? Da es nur ein
    Telgespräch war, weiß das Medium die Nr nicht mehr, bzw wird sie nicht raussuchen. Ein Mail jedoch
    könnte noch da sein, selbst wenn im Papierkorb.

    Alles schon erlebt……….

  4. Mittlerweile bin ich auch der Meinung, dass man in so einer Situation keine Frage stellen sollte, die man mit einem „Nein“ beantwortet bekommen kann. Klar sind alle genervt. Da muss man hartnäckig dran bleiben.

  5. Wolfgang sagt:

    ja, aber ich habe ein Limit: Eine Redaktion rufe ich maximal 3 mal an, dann lasse ich es.
    Wobei das erste Mal – je nachdem – ca.3 Tage nach Kontaktaufnahme ist. Meinen Kunden empfehle ich immer den Anruf damit zu begründen, dass man nur nachfragen möchte ob noch weiter Informationen benötigt werden.

    A propos Presseaussendung: Wenn ein Medium was bringt, immer eine Kopie besorgen und archivieren
    IMmer in Originalgröße, nie den Bericht ausschneiden. Datum sollte ersichtlich sein, ansonsten hinten raufschreiben

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