Wie man seine Lesegeschwindigkeit in 20 Minuten entscheidend verbessert

Als ich noch Augenoptik studierte, musste ich mich manchmal durch unzählige Artikel und Bücher kämpfen. Dabei viel mir auf, dass ich oft nicht bei der Sache war und meine Gedanken abschweiften. Der Inhalt blieb nicht hängen und einige Passagen mussten erneut durchgearbeitet werden.

Glücklicherweise bin ich auch das Thema Improved Reading (Schnelllesen) gestoßen, was die Lesegeschwindigkeit sowie auch das Verständnis verbessern soll. Ich habe an einem Improved Reading Kurs teilgenommen es selber ausprobiert und konnte meine eigene Leseleistung messbar steigern. Dies soll nicht einer dieser Artikel mit Tipps und Tricks werden, die Ihr nach zehn Minuten eh wieder vergessen habt. Vom alleinigen Lesen eines Karate-Buches kann man noch längst nicht gut kämpfen. Deswegen sollen Taten folgen. Geht die folgenden Übungen Schritt für Schritt durch und verbessert noch heute Eure Lesegeschwindigkeit!

Schritt eins: Aktuelle Lesegeschwindigkeit testen (1 Minute)

Um die Resultate messbar zu prüfen, errechnen wir die aktuelle Leseleistung. Nehmt ein Buch und eine Stoppuhr (ist in machen Handys und Uhren eingebaut oder Hier). Zählt die Wörter von 7 Zeilen. Danach teilt Ihr die Wörter durch 7 und habt die durchschnittliche Wörterzahl pro Zeile.

Stellt die Stoppuhr auf eine Minute und lest den Text ganz normal, ohne besonders schnell sein zu wollen. Versucht den Inhalt genau zu erfassen. Wenn die Zeit abgelaufen ist, werden die gelesenen Zeilen mit der Wortzahl pro Zeile multipliziert. Damit wird die durchschnittliche Lesegeschwindigkeit in „Wörter pro Minute“ (WPN) errechnet. Das ist Euer persönlicher Ausgangswert.

Schritt zwei: Geschwindigkeit erhöhen (2 x 3 Minuten)

Das normale Lesen wird nicht in einer Linie, sondern in kurzen Sprüngen durchgeführt. Das Auge fixiert einen Punkt im Text und springt danach zum nächsten. Die Punkte werden „Fixation“, die Sprünge „Sakkaden“ genannt. Meist fixiert das Auge bei jedem Wort neu. Um die Lesegeschwindigkeit zu erhöhen, müssen die Sakkaden größer werden und die Anzahl der Fixationen kleiner. 30% der Lesezeit wird damit verbracht, zurück zu springen, um Passagen erneut zu lesen. Dies gilt es zu vermeiden.

Um dem Auge eine optische Unterstützung zu geben, wird ein Stift als Lesehilfe benutzt. Fahrt mit der Spitze unter der zu lesenden Zeile entlang. Das Auge orientiert sich am Stift. Dieser gibt die Geschwindigkeit vor. Verbleibt dabei pro Zeile maximal eine Sekunde und erhöht die Geschwindigkeit mit der nächsten Seite. Stellt die Stoppuhr auf 3 Minuten. Es geht bei dieser Übung nicht um das Verständnis des Textes, nur um Geschwindigkeit.

Diese Übung wird erneut wiederholt. Versucht in den nächsten 3 Minuten die Geschwindigkeit weiter zu erhöhen und verbleibt eine halbe Sekunde pro Zeile. Erwartungsgemäß wird vom Inhalt des Textes nicht viel verstanden. Keine Sorge, das kommt später.

Schritt drei: Blickweite vergrößern (2 x 1 Minute + 3 Minuten)

Die Anzahl der Fixationen soll minimiert werden, damit muss aber auch mit jedem Sprung mehr Text auf einmal aufgenommen werden. Es soll in Sinngruppen gelesen werden. Folgende Übung soll dies erreichen.

Die Stoppuhr wird auf eine Minute gestellt. Der Stift gibt wieder die Geschwindigkeit vor, maximal eine Sekunde pro Zeile. Jede Zeile wird nur vom zweiten bis zum vorletzten Wort gelesen.

Nach einer kurzen Pause wird diese Übung wiederholt. Diesmal wird jede Zeile vom dritten Wort bis zum drittletzten Wort gelesen. Eine Minute, eine Sekunde pro Zeile.

Die letzte Übung trainiert Blickweite und Geschwindigkeit zugleich. Jede Zeile wird vom vierten bis zum viertletzten Wort gelesen. Es steht maximal eine halbe Sekunde pro Zeile zur Verfügung. Drei Minuten, Auf geht’s!

Schritt vier: Verbesserte Leseleistung bestimmen (1 Minuten)

Setzt Euch aufrecht vor den Übungstext und sorgt für eine gute Beleuchtung. Vierzig bis fünfzig Zentimeter sind optimal, um das gesamte Textfeld zu erfassen.

Die Stoppuhr wird, wie zu Beginn, auf eine Minute gestellt. Der Text soll zügig gelesen und der Inhalt dabei bestmöglich aufgenommen werden. Die Anzahl der gelesen Zeilen wird mit der durchschnittlichen Wörterzahl pro Zeile multipliziert. Vergleicht das Ergebnis mit dem Ausgangswert. Es sollte eine deutliche Verbesserung eingetreten sein! Übrigens, die Weltrekorde liegen bei 3850 WPM.

Grundsätzlich klappt Improved Reading (auch als Speedreading bekannt) am besten mit leichten Texten, in dem die meisten Wörter bekannt sind. Mit wissenschaftlichen oder fremdsprachigen Artikel wird die maximale Lesegeschwindigkeit erfahrungsgemäß nicht erreicht. Erstaunlicherweise bleibt beim schnellen Lesen mehr Inhalt hängen. Die erhöhte Geschwindigkeit erfordert mehr Konzentration, ähnlich wie beim schnellen Autofahren. Deswegen verfällt man dabei auch seltener ins Tagträumen. Legt ausreichend Pausen ein und schaut dabei aus dem Fenster, um die Augen zu entlasten.

Buch-schneller-lesen-besser-verstehen-294Achtung: Der Wirkung dieser Übung wird nicht lange anhalten. Für eine dauerhaften Effekt empfehle ich, an einem Improved-Reading Kurs teilzunehmen oder mit dem folgenden Buch das Training zu vertiefen: Schneller Lesen – besser verstehen von Wolfgang Schmitz. Das Buch liefert außerdem Grundwissen zum Speedreading und ist ein absolutes Muss, um langanhaltende Erfolge zu erzielen.

Um wie viel Prozent konntet Ihr Eure Lesegeschwindigkeit verbessern?

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