Ficken, Scheisse, Hitler, Geil!

Schon mal eine G-Bombe abgeworfen?

Ups, da hab‘ ich mich im Ton vergriffen. Ich meinte natürlich Beischlaf, Exkrement und einen bekannten deutschen Politiker mit österreichischen Wurzeln. Zumindest habe ich Eure Aufmerksamkeit. Was zum Teufel ist eine G-Bombe?

Dazu gleich mehr.

Ding Dong

Ein guter Freund von mir wohnt an einer von Fussgängern hoch frequentierten Strasse. Wenn ich ihn besuchen möchte und unten an seiner Haustür klingle, macht er sich jedesmal einen Spaß und brüllt in die Gegensprechanlage: „FICKEN, FOTZE, HITLER. FICKEN, FOTZE, HITLER. HITLEEEEER!“ Ich stehe dann unten und ernte argwöhnische Blicke von den Passanten, die an mir vorbeilaufen und kann ihnen nur mit einem freundlichen „Guten Tag“ kontern.

Ein netter Effekt. Wenn ich Comedian wäre, hätte ich diese Geschichte schön längst verwertet. Darf man ja nicht sagen, so Sachen wie …, na ihr wisst schon. Und man tut es doch. Unter Freunden hat die heiße Nachbarin nun mal keinen schönen Busen sondern sie hat … na, na? Und was für welche!

Wenn man unter sich ist, benennt man Dinge beim Namen und spricht ‚deutsch‘. Kann man diesen Stil auch vor Publikum oder vorm Kunden verwenden?

Die ‚G-Bombe‘

Mitte November habe ich in der Beuth Hochschule einen Vortrag über ‚Kundenbindung in der Augenoptik‚, meinem Diplomthema, gehalten. Selbstverständlich habe ich mich vorgestellt und meine Geschichte erzählt, wie ich zur Mime gekommen bin und womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene.

Nach ein paar Testläufen in meiner Küche, habe ich den kompletten Vortrag vor meiner Freundin gehalten. Sie fand meine Eigendarstellung zu steif und so brav. Sie fragte mich, wie ich Roboterbewegungen fand, als ich sie zum ersten mal gesehen habe. und ich antwortet: „Na geil!“. Daraufhin meinte sie. „Dann sag das auch!“

Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Niemand möchte einem weiteren Redner zuhören, der trocken seinen Text runterrasselt. Sie wollen jemandem zuhören mit dem sie sich selber identifizieren können, der Emotionen zeigen und ansprechen kann. Also habe ich die ‚Geil-Bombe‘ abgeworfen. Ein Raunen ging durch den Saal und ich hatte volle Aufmerksamkeit für den restlichen Vortrag.

Soll dies bedeuten, dass Vulgärsprache Anerkennung bringt? Nein, die Wahl der Worte ist eine Stilfrage. Die Dinge beim Namen zu nennen und authentisches Auftreten bringt Anerkennung. Wenn dafür Begriffe wie ‚ficken‘ oder ‚Scheiße‘ nötig sind, meinetwegen. Aber zeigt, dass ihr Menschen aus Fleisch und Blut seid!

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Foto: Richard John Jones

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8 Replies to Ficken, Scheisse, Hitler, Geil!

Schon mal eine G-Bombe abgeworfen?

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  2. Flowsen sagt:

    Mh, die G-Bombe.
    Das finde ich interessant. Aber es klingt logisch. Man braucht nicht mal weit schauen. Dinge die Verboten oder an bestimmten Punkten unerwünscht sind sorgen für Aufmerksamkeit und Intresse.

    Dies fängt schon in der Kindheit an, wenn die Eltern sagen: „Süßigkeiten? Nein!“ Und dann will man es umso mehr. So funktioniert der Effekt der Limited Editionen: „Nur solange der Vorrat reicht!“ Etwas zu bekommen was begrenzt ist, nicht jeder haben kann ist gerade in Zeiten der Massenproduktion ein Mortz Geschäft. Vielleicht auch mit ein Grund warum die Produkte mit dem Apfel so populär geworden sind?

    Wie dem auch sei, ich sehe das bei Worten ähnlich. Sätze oder Worte die man nicht erwartet, weil sie eigentlich nicht „erlaubt“ sind fallen aus dem typischen Muster. Darum klappt das!

    Scheiße was ein gutes Kommentar xD

  3. @Flowsen

    Da hast Du recht. Von Zeit zu Zeit macht es Spaß gewohnte Muster zu brechen. Ich bin immer neugierig, wie die Umwelt darauf regiert.

  4. CrisisMaven sagt:

    Nun, vielleicht noch eine Variante: es gibt nunmal Gelegenheiten, sei es die „Jungfernrede“ im Parlament, ein Toast im Beisein der englischen Königin oder eine Habilitationsfeier, wo man bestimmte Wörter einfach nie verwenden kann und wo das die Zuhörer auch sehr übelnehmen, da es die Feststimmung (zer)stört. Aber was macht man da? Man verwendet einen Satzbau, bei dem gemeinhin das besagte „G-Wort“ erwartet würde, bringt dann aber ein ganz anderes, dem getragenen Ton entsprechendes. In der Regel hat man dann die Lacher auf seiner Seite und die Zuhörer(innen) spitzen die Ohren, wann der nächste gewagte „Schlenker“ kommt.

  5. @CrisisMaven Das ist eine sehr gute Idee und sorgt mit Sicherheit für ein Schmunzeln und die nötige Auflockerung.

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