Kürzlich wollte ich die Dienste eines befreundeten Kollegen in Anspruch nehmen und habe mir ein Angebot machen lassen. Ich bekam eine Mail und noch bevor ich beim Preis war, las ich. „So etwas ist ziemlich teuer.“
Ich konnte es mir nicht verkneifen, ihn darauf anzusprechen.
Ob teuer oder nicht, entscheidet der Kunde
- „Teuer“ ist eine Wertung und impliziert „Zu viel Geld für die erbrachte Leistung“. Ob etwas teuer ist, entscheidet der Kunde. Wenn ein Selbstständiger von sich sagt, dass er teuer ist, dann kommuniziert er, dass er selber den Preis für unangemessen hält oder dies selber nicht ausgeben würde. Das ist die falsche Botschaft.
- „Billig“ drückt einen geringen Preis aus symbolisiert aber gleichzeitig auch einen schlechte Qualität. Ich will nicht als billig gelten. Allgemein ist es für Freiberufler schlecht, über einen niedrigen Preis zu verkaufen. In diesem Artikel erfahrt Ihr mehr über die Vor- und Nachteile von öffentlichen Preislisten.
- „Preisintensiv“ ist schon besser als teuer. Das Wort besagt, dass der Preis hoch ist. 10.000 Euro sind eine Menge Geld, ein intensiver Preis. 10.000 Euro für einen neuen Porsche ist günstig. Trotzdem bleiben 10.000 Euro immer noch viel Geld.
- „Preiswert“oder „günstig“ ist auch eine Wertung und besagt, dass der Preis der Gegenleistung angemessen ist.
Der Kunde soll immer das Gefühl haben, einen guten Deal zu bekommen. Deswegen ist es wichtig, ihm den Preis angemessen zu präsentieren.
Ich weiß natürlich, dass mein Freund nicht ausdrücken wollte, dass sein Preis unangemessen ist. Auf die Formulierung zu achten ist trotzdem eine gute Übung, selbstbewusst hinter seinen Preisen zu stehen.
Über das Portemonnaie des Kunden entscheidet der Kunde
Ein weiterer Stolperstein ist der Glaube, zu wissen, welche Variante der Kunde nehmen wird. Schätzt man den Kunden sehr preissensibel ein, unterbreitet man ihm vielleicht schon von vornherein die Sparvariante. Vielleicht gibt man ihm sogar einen Rabatt, ohne dass er danach gefragt hat.
Der Punkt ist, dass man sich oft verschätzt, was der Kunde nimmt und ihm daraufhin nicht alle Optionen anbietet. Er entscheidet ganz allein was er ausgeben möchte. Deswegen bietet dem Kunden im Rahmen der Bedarfsanalyse (die vor jedem Angebot gemacht werden sollte!!!) alle Möglichkeiten an. Auch die Preisintensiven. Er trifft die Entscheidung selber, nicht Ihr. Ich bin selber überrascht, wie oft ich mit meiner Einschätzung falsch liege. Zum Glück. Kein Kunde möchte bevormundet werden.
Wie es in dem Buch Yes! beschrieben ist, erscheint bei einem Angebot ein Preis günstiger, wenn er im Vergleich zu einem höherpreisigen Produkt dargeboten wird. Genau wie eine 5 kg Hantel sich leichter anfühlt, wenn man zuvor 10 kg gestemmt hat. Wenn man denkt, dem Kunden sind die 5 kg zu schwer, und bietet ihm deswegen 2 kg an dann sind die 5 kg auch schwerer.
Der Kunde kann frei denken und handeln, überlassen wir ihm die Entscheidung.
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Die Einschätzung, dass „teuer“ eine Wertung beinhaltet teile ich aber nur bedingt. Das mag im Sprachgebracuh der Fall sein aber von der ursprünglichen Wortbedeutung her denke ich nicht. Natrülich deutet teuer an, dass es sich um viel Geld handelt, aber dass damit unbedingt verbunden ist, dass es sich um zuviel Geld handelt sehe ich nicht, vgl. die Bedeutung von teuer im „emotionalen“ Sinn. Genauso verhält es sich mit billig. Das Wort ist heute negativ konnotiert, in der ursprünglichen Bedeutung jedoch nicht, vgl. „recht und billig“
Insgesamt natrülich eine gute EInschätzung der Sache und der Begrifflichkeiten und welche man verwenden sollte und welche nicht.
@kbf Vielen Dank für Dein Kommentar. Von der ursprünglichen Bedeutung hast du recht. Im Zusammenhang mit dem Präsentieren des eigenen Preises vor dem Kunden finde ich „teuer“ fehl am Platz. Wie „billig“ ist auch „teuer“ negativ belegt. Sprache entwickelt sich weiter und so lange die Wörter noch eine negative Note haben bevorzuge ich entweder eine eigenen positive Wertung oder lasse die Wertung gleich weg.