Auf meiner Performance zur Street Show Bangkok bin ich einer Menge von Künstlern begegnet. Besonders fasziniert war ich von Steve Marshall, einem Magier, der Entertainerqualitäten aufweist, vor denen ich meinen Pantomimehut ziehe. Ich weiß nicht warum er auf seinem Showbild (ganz unten, letztes Bild) ein Jacke im Leoparden Look trägt; kann sein dass das einfach zum Zaubern dazu gehört.
Steve ist ein Profi, der seine Arbeit ernst nimmt, nicht aber sich selber. Das macht ihn sehr sympathisch. Mittlerweile lebt der gebürtige Amerikaner in Japan. Auf Grund des Reakorunglücks findet man Steve vorerst wieder in den Staaten.
Dass Steve mit Fleisch und Blut Entertainer ist, merkt man spätestens, wenn man seine Geschichte hört.
Früh übt sich…
Mit 8 Jahren bekam er zu Weihnachten seinen ersten Zauberkasten. Er hatte viel Spaß dabei Tricks vorzuführen und genoss die Aufmerksamkeit, die es mit sich brachte. Zu dieser Zeit war er übergewichtig und Zaubern gab ihm das Gefühl, etwas besonderes zu seine, und Dinge zu tun, die andere Kinder nicht konnten.
Steve wuchs in einer Kleinstadt in Florida auf. Da überdurchschnittlich viele ältere Menschen in dieser Region leben und Steve der einzigste Zauberer in der Stadt war, klingelte oft das Telefon, denn die vielen Veranstaltungen brauchten ein geeignetes Unterhaltungsprogramm.
Später in der Schulzeit verdiente er sein erstes Geld, indem er auf Geburtstagstagspartys, Firmenfeiern und Seniorenveranstaltungen auftrat. In dieser Zeit traf er auf einen Clown, der ihm die lustige Komponente des Zauberns zeigte, was ihm noch mehr Shows einbrachte.
Was macht man mit dem ganzen Geld?
Was macht man mit dem ganzen verdienten Geld? Richtig, man kauft mehr Tricks und besucht Magier Conventions.
Die Auftritte in Vergnügunsparks mit 3 Shows pro Tag habe seine Fähigkeiten stark verbessert. Nach der Schule bewarb er sich bei der „Ringling Bros.“ Circus Schule. „Ringling Circus“ und „Bailey Circus“ sind die größten und bekanntesten Zirkusse in den USA. Von 2000 Bewerbern wurden 11 ausgewählt, um auf Tour zu gehen. Steve war einer von ihnen und konnte sein Glück kaum fassen. Zu dieser Zeit war er gerade mal 18 Jahre alt und verbrachte die nächsten 4 Jahre auf einem Zirkuswagen quer durch die vereinigten Staaten. Jeder der Clowns hatte eine besondere Eigenschaft und Steve, wie konnte es anders sein, zauberte.
Nach einer bunten und aufregenden Zeit mit Auftritten im TV und Kinderkrankenhäusern wurde Steve vom „Circus Fantasy“ gefragt, ob er nicht 3 Monate für Disneyland California und später in Japan arbeiten wollte.
Von New York nach Tokyo
Nach 5 Jahren entschied er, sein Glück in New York zu versuchen. Schon Frank Sinatra hat gesagt: „Wenn Du es hier schaffst, schaffst Du es überall.“ In New York versuchte Steve sich auf der Straße und musste schnell feststellen, wie schwer es ist, die Aufmerksamkeit der Leute zu halten. Mit der Zeit bekam er den Bogen raus und die Zeit erwies sich als fabelhaftes Training, um seine Kunst weiter zu verbessern.
Nach der 3 jährigen Zeit in New York nahm er das Angebot an, erneut in Japan zu performen: diesmal für 6 Monate in Walt Disney World. Steve blieb weitere 2 Jahre und machte sich einen Namen als „Botschafter der Magie der USA“. Danach lief es wie am Schnürchen und es folgten viele Auftritte im japanischen TV und 2 in China, die jeweils vor geschätzten 100 Millionen Menschen ausgestrahlt wurden.
Tja, und danach kam Thailand, wo sich unsere Wege kreuzten.
Ich konnte Steve neben einen grandiosen Trick ein paar Einblicke in die Welt der Magier entlocken.
Steve, was macht einen guten Magier aus?
Steve Marshall: Das ist eine interessante Frage. Es gibt so viele Stile von Zauberern. Für mich ist es jemand, der es schafft, gemeinsam mit dem Publikum das Wunder mitzuerleben. Dabei durchbricht er die Barriere, welche die Zuschauer eventuell fühlen.
Manchmal habe ich einen Zuschauer der sagt: „Ich mag keine Zauberei.“ Wenn ich frage warum, dann ist die typische Antwort: „Ich fühle mich ein wenig dumm dabei, weil ich nicht weiß, wie der Trick funktioniert.“ – DAS ist auf jeden Fall NICHT das Gefühl, dass ein Zauberer seinem Publikum geben sollte.
Als Magier versuche ich den Zuschauen das Gefühl von Überraschung, Verwunderung und Erstaunen zu geben. Es ist etwas Wunderbares, dies mit ihnen gemeinsam zu erleben. Niemals möchte ich, dass mein Publikum sich dumm fühlt.
Wir können mit dieser Frage sogar noch tiefer gehen: „Was macht einen guten Performer aus?“ Letztendlich ist es die Frage, die ich mir selber stellen möchte weil ich mich selber als Performer und Unterhalter sehe. Zauberei ist die Kunst, die ich gewählt habe, um zu unterhalten.
Wie viele Tricks sollte jeder Zauberer beherrschen und in welchen Kategorien?
Steve Marshall: 10 Tricks sehr gut zu beherrschen ist besser als 100 nur mittelmäßig. Ich mag es, an neuen Sachen zu arbeiten. Wenn Du wiederholt eingeladen wirst, ist es natürlich wichtig, etwas mehr auf Lager zu haben. Als ich in China und Japan wiederholt eingeladen wurde, hatte das auch damit zu tun, dass ich mehr als eine 10-Minuten Nummer anbieten konnte.
Ich selber habe ein Standard Repertoire, das ich professionell spiele und Tricks, die ich auf Partys und bei Freunden vorführe, wenn ich danach gefragt werde.
Was sind Deine 3 Lieblings-Illusionen (oder Tricks, welches Wort ist besser?)?
Steve Marshall: (Lacht) Der zweite Teil der Frage ist lustig, denn es kommt darauf an, mit wem Du sprichst. Einige Magier mögen es nicht, wenn man von „Tricks“ sprichst. Sie mögen eher die Wörter „Effekt“ oder „Illusion“. Illusion wird meistens für größere Bühneneffekte, wie eine Person schweben lassen oder in zwei Teile zersägen, benutzt.
Für mich ist alles in OK solange jeder Zuschauer eine gute Zeit hat. Sogar ein „Hey Magic Boy, zeige uns mal einen Trick!“ geht für mich in Ordnung, so lange das Wörtchen „Bitte!“ davor kommt. Das ist das wahre Zauberwort. (Oh, ich fange schon an, wie meine Mutter zu reden.)
Es ist schwer, mich auf meine 3 Lieblingstrick festzulegen. Ich habe viel mit Stricken und Würfeln geübt. Ich zeige gern eine Routine mit „Dice Stacking“ (Würfel Stapeln), die sehr gut beim Publikum ankommt.
Eines meiner Lieblingstricks ist ein selbstentwickelter Effekt, der mit nur 2 Pappbecher auskommt. Das eingefüllte Wasser verschwindet auf wundersame Weise. Es ist ein Riesenspaß für mich, denn am Ende bin ich genauso überrascht wie das Publikum, wenn das Wasser komplett verschwunden ist. Das meine ich, wenn ich sage, dass die Barriere zwischen Zuschauer und Performer gebrochen wird.
Wie antwortest du, wenn Dich jemand fragt: „Wie hat Du das gemacht?“?
Steve Marshall: Nun, es gibt eine Menge alter vorgefertigter Antworten wie „Sehr gut, würde ich sagen.“, „Sehr vorsichtig.“ oder „Ich kann es Dir erzählen, aber danach muss ich Dich töten!“ (Sei vorsichtig, wenn du den letzten benutzt (-: ) Ich sage gerne: „Es ist Zauberei.“
Wenn jemand wirklich ein Gespräch darüber führen will, warum Zauberer nie ihre Tricks verraten, sage ich, dass das Geheimnis nie so großartig ist, wie sie denken. Wenn man den Trick dann lernt, ist es meist enttäuschend, da es Übung erfordert und doch nicht so einfach funktioniert, wie man vorher dachte. Oder ich scherze gern in dem ich sage: “Jeden Zaubertrick kann man mit Klebeband und Büroklammer bewerkstelligen.“
Um ehrlich zu sein, versuche ich meinen Job so gut und unterhaltend zu machen, dass die Zuschauer später sagen: „Das war wirklich eine lustige und tolle Show!“ Sie sollen nicht versuchen herauszufinden, wie ich einen Trick bewerkstellige, denn für einen kleinen Moment in ihrem Alltag haben sie etwas Magie erlebt.
Du schreibst für M-U-M (Eins der größten Zauber Magazine). Was ziehst Du am Meisten daraus über Dinge zu schreiben, die du liebst?
Steve Marshall: Ich habe gehört, dass ein guter Lehrer immer etwas von seinen Schülern lernt. Seit dem ich schreibe, ist das wirklich der Fall. Ungefähr 125 original Tricks von verschiedenen Beitragenden habe ich bisher aufgeschrieben und erklärt. Bevor ich die Erklärung aufschreibe, lerne ich die Tricks und probiere sie in realen Performance Situationen wie z.B. den Magic Bars, in denen ich in Tokyo arbeite. Dies hilft mir nicht nur dabei die Tricks besser zu verstehen, sondern gibt mir auch zusätzliche Handhabungs- und Präsentationsideen für den Trick den ich in der „Steve Section“, am Ende des Kolumne einbaue.
Eine andere schöne Sache ist eine kurze Biografie des Zauberers einzufügen. Für mich ist das der schönste Teil, denn ich lerne so viel über verschiedenen Menschen in der Zauberwelt. Ich mache das Interview über das Telefon. Manchmal denken die Menschen, dass sie nicht so interessant sind oder nicht so viel zu sagen haben.
Die größte Lektion, die ich beim Schreiben gelernt habe ist, dass jede Person eine interessante Lebensgeschichte hat. Man muss nur die richtigen Fragen stellen, sich zurücklehnen und zuhören.
Kannst Du einen leicht zu lernenden Trick zeigen, den die Leser später ihren Freunden zeigen können?
Steve Marshall: Das ist schwierig, ich darf keine Tricks verraten. Ehrlich gesagt, egal wie alt oder einfach ein Trick ist, es gibt bestimmt noch professionelle Magier, die ihn benutzen und gute Reaktionen vom Publikum bekommen in dem sie ein originelles Element hinzufügen.
Für alle, die ernsthaft an Zauberei als Hobby oder Karriere interessiert sind, oder einfach nur ein paar coole Tricks für Partys lernen möchten haben ich folgenden Rat: Besucht einfach einen lokalen Zauberladen in Eurer Nähe. Die Adressen im Internet oder im Telefonbuch. Die kompetenten Zauberhändler werden Euch Tricks zeigen, die ihr auch gleich vorführen könnt.
Außerdem gibt es Magier Zirkel wie die „Society of American Magicians“(S.A.M.), die Gruppen auf der ganzen Welt hat. Das M-U-M Magazin erscheint einmal monatlich. Da könnt ihr meine Kolumne lesen mit dem Titel: „Ich habe meine Karten zu Hause vergessen“. Der Fokus liegt auf Tricks, die mit Allen außer mit Karten vorgeführt werden können.
—————-
Besucht die Homepage von Steve Marshall oder besucht eine seiner Shows, wenn Ihr Gelegenheit dazu habt. Selbstverständlich ist Steve auch auf Twitter.
Trackbacks for this post