Ich bin Rocco, 29, Cineast. In dieser Rubrik werde ich Filme empfehlen. Keinen Mist. Tolle Filme. Einzigartige Filme. Filme, für die es sich lohnt, Zeit und Geld zu investieren. Filme, die im Gedächtnis bleiben, die sich tief ins Herz eingraben. Filme, die herausfordern, die an die Grenzen gehen, Grenzen überschreiten. Ich wiederhole: keinen Mist. Zeit ist zu kostbar, um sie für Industrieabfall zu verschwenden. Die Auswahl werde ich knapp halten: Ein aktueller Kino-, ein frischer Heimkino- und ein zeitloser Geheimtipp pro Woche. Stets höchst subjektiv, oft aus dem Bauch heraus. Könnt ihr zustimmen, müsst ihr nicht. Lobt, tadelt, kommentiert und diskutiert. Ich freue mich auf euer Feedback und wünsche eine spannende Entdeckungsreise.
Kinotipp: Four Lions
Land / Jahr / Länge: Großbritannien / 2010 / 97 Minuten
Regie: Christopher Morris
Darsteller: Riz Ahmed, Kayvan Novak, Adeel Akhtar, Nigel Lindsay, Preeya Kalidas, Arsher Ali
Sheffield, England. Omar, Waj, Faisal und Barry sind Freunde. Und islamische Fundamentalisten, die lokal ihren eigenen Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen führen wollen. Trainiert wird in einem Terrorcamp in Pakistan, experimentiert wird an Bomben-Krähen. Der finale Plan besteht darin, auf dem London-Marathon sich und möchlichst viele Mitmenschen in die Luft zu sprengen. Wir beobachten also religiös motivierte Selbstmordattentäter bei der Vorbereitung und Durchführung ihres grausamen Vorhabens … stets mit einem Dauerlächeln im Gesicht, immer wieder unterbrochen von lauten Lachern. Four Lions ist nämlich kein Drama, sondern eine beißende Satire, die vor allem deutlich macht, dass das in den Medien gern wirksam propagierte, übermächtige Phantom des bärtigen Fundamentalisten nicht existiert. Für solch einen Anschlag sind neben dem Willen schließlich auch eine sorgfältige Planung und Organisation, Mittel und Ressourcen sowie eine gewisse Portion Intelligenz vonnöten. Und genau daran mangelt es unseren Protagonisten. Wir schauen einer ziemlich trotteligen und naiven Truppe dabei zu, wie sie von einer absurden Situation in die nächste schlittert, ohne jemals wirklich Herr der Lage zu sein. Der Spaß geht derweil jedoch nie auf Kosten der real existierenden Gräueltaten, nie auf Kosten des Islams selbst. Wir lachen einfach über dumme Menschen, die vor allem sich selbst am gefährlichsten sind. Dabei ist das gezeichnete Bild stehts realitätsnah und sehr genau recherchiert. Die Gründe für Menschenhass sind vielfältig und der gewaltsame Dschihad ist nur ein mögliches Ventil. Allein, dass der mit Abstand gewaltbereiteste Fundamentalist der Gruppe ein konvertierter Engländer ist, spricht Bände. Nicht nur ein sehr guter, sondern auch ein einzigartiger und äußerst wichtiger Pflichtfilm. Auf diesem Wege auch Grüße an ein paar CSU-Schisser, die Four Lions in Deutschland verbieten wollten. Also, Film schauen, CSU abwählen, Welt verbessern.
Trailer:
Heimkinotipp: Monsters
Land / Jahr / Länge: Großbritannien / 2010 / 94 Minuten
Regie: Gareth Edwards
Darsteller: Scoot McNairy, Whitney Able
Wunderbare Zeiten für Fans ausgefallener Monsterfilme. Zu einzigartigen Genre-Vertretern wie The Host, Gloverfield und Trollhunter gesellt sich mit Monsters ein weiteres, eher stilles und romantisches Meisterwerk. Vor 6 Jahren stürzte eine NASA-Sonde mit außerirdischem Leben über Nordmexico ab. Seitdem haben sich dort fremde und für den Menschen gefährliche Lebensformen entwickelt und verbreitet. Ein großes Gebiet wurde zur Infizierten Zone erklärt und nach allen Seiten hin abgesperrt. Ein Sensationsfotograf, der gerade am Rande dieses Areales auf Motivsuche ist, wird von seinem Verlagschef beauftragt, dessen verwöhnte Tochter, die sich ebenfalls vor Ort befindet, sicher zurück in die USA zu geleiten. Die Transportmöglichkeiten um die Zone herum brechen jedoch ab und das ungleiche Paar ist nach einer durchzechten Nacht gezwungen, einer geführten Tour direkt durch das Alien-Gebiet zuzustimmen. Inmitten dieser spannenden Reise wird dabei dem Zuschauer bewusst, dass es gar nicht so sehr um die außerirdischen Wesen selbst geht, sonderm um die Entdeckung der eigenen Welt. Man achtet auf jeden Strauch, auf jede Welle im Wasser. Die Natur um uns herum ist selbst eine Art Alien, das wir oft weder begreifen noch respektieren. Gleichzeitig entspinnt sich eine zurückhaltende, ziemlich unsentimentale Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten, die deshalb so gut funktioniert, weil die Darsteller auch in Wirklichkeit ein Paar sind. Wenn die außerirdischen Wesen aber schließlich auftauchen, dann mit großer Wucht und wirklich erfurchtserregend. Besonders die finale Sequenz raubte mir mit ihrer Schönheit und Intensität schlicht den Atem. Monsters – ein intelligentes, sozialkritisches und vor allem extrem stimmungvolles Kinodebüt und ganz klar einer meiner Lieblingsfilme des vergangenen Jahres. Viel Vergnügen auf dieser poetischen Entdeckungstour.
Trailer:
Geheimtipp: La Antena
Originaltitel / internationaler Titel: La antena / The Aerial
Land / Jahr / Länge: Argentinien / 2007 / 99 Minuten
Regie: Esteban Sapir
Darsteller: Alejandro Urdapilleta, Florencia Raggi, Rafael Ferro, Sol Moreno, Valeria Bertuccelli
In der Zeit von 2004 bis 2007 verwirklichte der Argentinier Esteban Sapir diese märchenhafte Liebeserklärung an den schwarz-weißen Stummfilm der 20er Jahre. Dabei machte er die Ton- und Wortlosigkeit gleich mehrfach zum inhaltlichen Thema. In einer fantasievollen, retro-futuristischen Welt kontrolliert der diktatorische Herrscher Mister TV die verstummten Bürger der Stadt ohne Stimmen über hypnotisierende Fernsehsignale und der dazugehörigen TV-Nahrung. Nun entführt er die vermeintlich letzte Person mit der Gabe zu sprechen – eine wunderschöne Sängerin – um mittels eines perfiden Plans den Einwohnern nach der Stimme nun auch die Wörter selbst zu rauben. Ein Fernsehtechniker wird Zeuge dieser Entführung und macht sich alsbald mit seiner Tochter und ihrem Freund – dem blinden Sohn der Sängerin – auf den Weg zur alten Sendestation der Stadt, um die Machenschaften von Mister TV zu vereiteln und dem Volk seine Stimme wiederzugeben. Bilder, Ideen, Soundtrack, Symbolik – dieser absolut einzigartige Film überwältigt von Anfang an. Die Geschichte ist so originell, die Charaktere so verrückt, die Umsetzung so kreativ und liebevoll, dass man nicht anders kann, als sich gebannt diesem Rausch in Schwarz-Weiß hinzugeben, selbst wenn man kein Fan vom klassischen Stummfilm sein sollte. Denn trotz vieler Stil-Zitate ist La Antena ein absolut eigenständiges Meisterwerk. Mehr muss ich eigentlich nicht schreiben. Schaut den Trailer. Wenn euch dieser auch nur ansatzweiße anspricht (Zufallswortspiel), dann schnell den Film besorgen, das Erlebnis genießen, Freunden davon erzählen und mir mit einem Kommentar danken. Danke auch.
Trailer:
Hiermit beschließe ich feierlich mit einem gekühlten Sake-Sprite-Mix mein drittes 3VIEW. Irgendwie ist das ja schon ein erstes kleines Jubiläum. 3 x 3 Filme, die ich euch mit gutem Gewissen ans Herz lege. Mehr als 900 Minuten bestens gefüllte Freizeit. Das ist doch was. Mir macht es jedenfalls Spaß. Und ich hoffe, euch geht es genauso. Als Belohnung für die Allesleser, hier noch ein kleiner Tipp bezüglich Monsters: Schaut nach dem Ende nochmal den Anfang. Aber bitte nicht vorher die Mitte überspringen. Und nun teilt, empfehlt, kommentiert und daumenhocht, was eure Tastatur hergibt. Auf dass ich mein 50. Jubiläum noch orgiastischer begießen kann. Bis nächsten Mittwoch, danke für die Aufmerksamkeit, euer 3VIEWer Rocco.
Four Lions und Monsters kann ich nur empfehlen! Mosters gibt wohl nur noch auf DVD, aber Four Lions läuft morgen an. Abdelkarim, Serdar Somuncu und Murat Topal haben sich als Botschafter der Achse des Guten auch zum Film „bekannt“ http://www.fourlions-film.de/serdar-murat
Die ganze Diskussion über das Verbot am Film ist absolut lächerlich. Ich bin froh, dass Four Lions im Kino zu sehen ist.
Ich kann Four Lions auch nur empfehlen und bin mit der Rezension ziemlich d’accord. Allerdings möchte ich noch hinzufügen, dass ich dann vor allem in der zweiten Hälfte des Films schon einige Male in der Situation war, wo aus einem breiten Lächeln urplötzlich ein „Ach du heilige Sch…!“ – Gesicht wurde! Das sind dann oft so Momente, in denen man sich fast schämt, vor zwei Sekunden noch lauthals gelacht zu haben. Sowas hinzubekommen empfinde ich als große Kunst – ein absolut sehenswerter Film!
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