Keith R. Kernspecht: „WT Kämpfer sind Künstler“

Seit gut 4 Jahren trainiere ich nun regelmäßig in der WT-Schule Kreuzberg Wing Tsun. Für alle, denen diese Kampfkunst kein Begriff ist: Wing Tsun ist eine sehr effektive Selbstverteidinungsmethode, die vor mehreren hundert Jahren von einer chinesischen Nonne entwickelt wurde. Sie wollte ein Kampfsystem entwickeln, mit dem man auch gegen körperlich überlegene Gegnern antreten kann. Diese Situation ist sehr relistisch, denn im Normalfall sucht sich eine gewaltbereite Person ein „Opfer“ aus, keinen Gegner. Klassisches Beispiel ist ein körperlich überlegener Mann gegen eine Frau. Muskelkraft ist also keine Voraussetzung, um gutes Wing Tsun zu kämpfen. Wir werden ja auch alle mal älter. Mit 70 Jahren möchte ich nicht meine Muskelkräfte mit einem 20 Jährigen messen. Da ist schon gut, wenn man auf anderen Techniken zurückgreifen kann.

Der wohl bekannteste WT-Kämpfer ist Bruce Lee. Er hat die Kampfkunst über die Grenzen von China bekannt gemacht.

Das System beruht auf mathematisch überlegene Winkel, kurze Wege und angwandte Kampfpsychologie. Viele Ideen haben einen buddistisch- taoistischen Hintergrund. Es würde den Rahmen sprengen, auf alle Prinzipen hier einzugehen. Google wird Euch in diesem Punkt helfen. Ich persönlich habe eine Menge Spaß am Training.

Heute führe ich ein Interview mit Keith R. Kernspecht, dem Cheftrainer und Gründer der europäischen Wing Tsun Organisation.

Wie sah Dein erster Kontakt zu Wing Tsun aus?

Keith R. Kernspecht: Ich habe es in den 1960er Jahren in Form von Artikel in chinesischen Magazinen für mich entdeckt. Damals gab es noch kein Internet und keine Bücher zu diesem Thema.

1970 habe ich es Chinaviertel Londons aufgetrieben und dort auch studiert.

Blitzdefense sind "Techniken" die jeder in kurzer Zeit erlenern kann

Wing Tsun ist per Selbstdefinition eine Kampfkunst und kein Sport. Klar, ist es eine Kunst, sich selbst zu verteidigen, doch optisch hat WT im Vergleich zu anderen Kampfsportarten wenig Schauwert. Worin siehst Du das künstlerische? Sind WT Kämpfer Künstler?

Keith R. Kernspecht: Im inneren, fortgeschrittenen WT gibt es keinen festen „Techniken“ mehr. Man erschafft sie im Augenblick des Kontaktes. Insofern muss man kreativ sein. Also Künstler!

Die WT Prinzipien haben sich in der Selbstverteidigung als äußerst effektiv gezeigt. Auf welche Bereiche des Lebens können sie noch angewendet werden?

Keith R. Kernspecht: Nimm auf was kommt, begleite zurück was geht, ist der Weg frei, geh vor. Das ist überall einen anpassungsfähige Strategie: Im Business, in der Partnerschaft…

Es ist eine Sache, eine Übung oder WT Prinzip intellektuell zu verstehen und eine komplett andere, sie zu beherrschen. Welche didaktischen Tipps oder Einstellungen zum Training kannst Du geben, damit man WT effektiv üben kann?

Keith R. Kernspecht: Verstehe die Taoistische Philosophie, verinnerliche sie und setzte sie überall um. Auch beim Kämpfen.

Du hast eine der größten Kampfkunst Organisationen aufgebaut und alles erreicht, was man auf diesem Gebiet erreichen kann. Was kannst Du überhaupt noch von Wing Tsun Kung Fu lernen? Wird es Dir nicht langweilig?

Großmeister Kernspecht neben der Holzpuppe

 

Keith R. Kernspecht: Niemals. WT ist eine Methode, Probleme zu lösen. Das hört nie auf.

Was planst Du für die Zukunft? Schreibst Du an einem neuen Buch?

Keith R. Kernspecht: Ich schreibe an einer Reihe von 4 Büchern. Die Reihe heisst: „Kampflogik“. Der Praxisband erscheint in demnächst. Über 400 Seiten, 800 Fotos. Ich bin selbst gespannt.

 

Vielen Dank für das Interview.

Wer mehr über Wing Tsun erfahren möchte besucht am Besten die Seite der EWTO. Wohnt Ihr in Berlin? Dann kommt zu einem Probetraining in die WT-Schule Kreuzberg. Wir sehen uns da mit Sicherheit.

Fotos: EWTO und Happy-batatinha

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5 Replies to Keith R. Kernspecht: „WT Kämpfer sind Künstler“

  1. Joergus sagt:

    Wing Tsun – MacDonalds als Kampfkunst.

    Ich kann nur jedem raten, der der Meinung sei WT wäre effektiv soviel wie möglich Crosssparring zu machen (Sprich mit Vollkontaktlern zu trainieren). Das gilt natürlich nur für diejenigen, die WIRKLICH kämpfen lernen wollen und nicht die, die den Kontakt sowieso scheuen und sich dann von vermeintlich effektiven Systemen vereinahmen lassen.

    Wie immer gilt: Nicht irgendwem (auch nicht mir) glauben, sondern selbst KÄMPFEN und nicht nur so tun.

    Wichtigstes Prinzip ist dabei Aliveness!

    http://www.youtube.com/watch?v=TL05Es8LVAQ

    Selbst ausprobieren – und aufwachen! :-)

  2. Schönes Video über Alivenes. Es kommt immer drauf an, was man aus der jeweiligen Kampfkunst ziehen möchte. Meditation, soziale Kontakte, verbesserung der Technik, Wettkampf, Fitness, Gelenkigkeit oder Selbstverteidigung. Kämpfen ist ein Aspekt. Das geht auch nicht die ganze Zeit, sollte aber dosiert im Trainigsprogramm erscheinen. Ich selber mag leichtes Sparring auch, habe aber keine Lust mit Verletzungen aus dem Training zu gehen.

  3. Ein Ex EWTO'ler sagt:

    „Wing Tsun ist eine sehr effektive Selbstverteidinungsmethode“

    Im Gegenteil, die EWTO ist ein clever aufgezogenes Verkaufskonzept, das weder etwas mit den Prinzipien des *ing *un noch einen wirklich Bezug , jemals!, zu dem Yip man *ing *un hatte. Von Sv mal ganz zu schweigen … die man nur als Vorkampftauglich und für harmlose Situationen als brauchbar bezeichnen kann. Mittlerweile hat sich die EWTO doch völlig in der Theorie und den Selbstverliebten Konzepten ihres Kernspechts verirrt ….

    Aber stimmt, jeder muss wissen was er will, doch sollte ein Verband nicht mit SV werben, wenn solch ein Unfug, zum Großteil, sorry, wie im WT unterrichtet wird. Am Rande, bei den Vk Systemen geht man in der Regel nicht mit Verletzungen aus dem Training. Das Problem am WT, den klaren Blick auf WT erhält man erst, wenn man es im Sparring gegen Vk Leute testet und sich mal im SV – Bereich genauer umschaut. Und vorallem, sich frei macht von der illusion, jeder Mensch egal wie sein Background und seine Qualifikationen sind, wäre immer Rational, Menschen glauben und verkünden zum Teil den größten Nonsens, wenn dieses ihrem Ego einen Vorteil beschert. Beim WT oder sein russisches Gegenstück im Punkto Untauglichkeit ,dem Systema, sieht es ganz ähnlich aus … Objektive! Fakten sind das Entscheidende und damit haben beide Systeme nicht viel zu tun, mit netter Theorie und Spiellereien dafür um so mehr.

    Kämpfen und auch SV heißt letztendlich Kämpfen können! lernt man nur dort wo gekämpf wird und niemals dort wo nur übers Kämpfen philosophiert wird.

    Mfg

  4. oh gott... sagt:

    meine fresse das ist mal sowas von fachlich falsch und murks und… eben die von der …. und egal wie oft die irgendwas angeblich weiterentwickeln….mist bleibt mist …hoch effektiv im leute verarschen…

  5. Leung Ting hat den ganzen Meistern was anders gezeigt!

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