Straßenmusiker Frederik Konradsen: „So halte ich die Leute bei meiner Show „

Zum Pflasterspektakel in Linz habe ich Frederik Konradsen aus Kopenhagen/Dänemark kennengelernt. Frederik ist mit seiner Gitarre auf den Straßen der Welt unterwegs und verdient seinen Lebensunterhalt mit dem „Busking“ – auf Hut Spielen. Natürlich gibt er auch Konzerte in Clubs und Bars.

Alles begann als er 2001 auf einem Schulausflug war und sein Geld komplett für Alkohol ausgegeben hatte. Er studierte damals Musik. Frederik brauchte umgerechnet 40 Euro für die restliche Tour. Niemand konnte oder wollte Ihm Geld leihen. Ein Mädchen aus seiner Klasse sagte zu ihm: „Spiel doch auf der Strasse.“ Ihm blieb auch nichts anderes übrig. Frederik erspielte sich das Geld und hatte seinen wichtigsten AHA – Effekt. Danach verdiente er als Straßenmusiker sein Geld fürs Studium. Heute ist er professionell unterwegs.

Wir haben uns in Berlin getroffen, über alte Zeiten und die Arbeit als Straßenmusiker gesprochen:

Wie wählst du deine Auftrittsorte aus?

Frederik Konradsen: Meistens nach Bauchgefühl. Für einen guten Platz sind ein paar Parameter wichtig. z.B. der Publikumsverkehr. Man unterscheidet zwischen statischen und dynamischen Plätzen.

Was ist ein statischer Platz?

Frederik Konradsen: Bei einem statischen Platz sind die Leute schon da wie z.B. in einem Park. Sie kommen, um sich zu entspannen und Freunde zu treffen. Man dringt in ihren Raum ein und beginnt zu spielen. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Wenn sie Dich akzeptieren und Deine Show gut finden, sind das sehr schöne Auftritte.

Was zeichnet einen dynamischer Platz aus?

Frederik Konradsen: Ein dynamischer Platz ist z.B. eine Einkaufstrasse. Die Leute kommen dort nicht, um zu verweilen und wollen etwas erledigen. Der Vorteil ist, dass sehr viele Menschen da sind. Ich mag dynamische Plätze. Wenn die Leute anhalten, dann tun sie es wegen mir.

Die Tageszeit ist wichtig. Jeder Platz reagiert verschieden. Gut ist eine belebte Straße in der die Geschäfte schließen. Die Leute können nicht mehr einkaufen und können sich der Musik widmen.

Was machst Du, wenn es regnet?

Frederik Konradsen: Regen kann Deine Show komplett zerstören. Wenn die Menschen aber darauf vorbereitet sind kann es etwas magisches haben. Man sollte immer aus der Sicht des Publikums den Platz aussuchen. Ich werde manchmal neurotisch bei der Platzwahl. Es sieht oft so aus, als würde 10 Meter weiter ein bessere Platz sein, weil dort mehr Menschen sind. Das ist natürlich Quatsch und eine optische Illusion. Plätze sehen von weiten meist voller aus als wenn man mittendrin steht.

Wie ist Deine Show aufgebaut? Welche Songs oder Stimmungen spielst Du?

Frederik Konradsen: Mit dem ersten Song teste ich, wo die Leute gefühlstechnisch stehen. Nach dem zweiten Lied stelle ich mich meistens vor. Es ist ok albern und lustig zu sein. Das dritte Lied ist langsamer. Danach mache ich einen Witz z.B. über Demokratie: Die Leute sollen wählen wie der nächste Song gespielt wird. Reggae oder Swing?

Mitten in den Songs spreche ich Dinge an, die mir im Publikum oder in der Umgebung auffallen. Dabei muss der Rhythmus gehalten werden. Ich erzähle während des Spielens Geschichten oder improvisiere. Wenn ich ein junges Paar sehe, sage ich z.B.: „Das ist ein Liebeslied nur für Euch.“ Ist ein Teenagermädchen im Publikum frage ich: „Do you have a boyfriend?“

Oft veranstalte ich eine Art Wettbewerb in dem ich Punkte vergebe, welche Gruppe am Besten mitmacht z.B. „10 Punkte für den Tisch hier vorn. Die können richtig Party machen.“ Die Gewinner bekommen einen Preis.

Wie bekommst Du die Leute auf der Straße?

Frederik Konradsen: Ich fange einfach an zu spielen. Der Aufbau der Technik ist ein erster Punkt an dem man die Leute bekommt. Das ist interessant. Was wird hier wohl passieren? Ich bin mir der Anwesenheit des Publikums bewusst und grüße sie mit einem Nicken, einem „Hallo“ oder „Willkommen“.

Wie hältst Du die Leute auf der Strasse? 

Frederik Konradsen: Ich mach mein Ding und unterhalte die Leute. Wichtiger Punkt dabei ist das Finale. Das ist der große Unterschied zwischen einem Konzert und einer Show. Das kann ein spezieller Song wie „Minni the Moocher“ von Cab Calloway sein. Wichtig ist einfach selber Spaß zu haben. Die Zugabe muss dann mit sehr hoher Energie gespielt werden wie z.B. „La Bamba“

Wie bekommst Du Dein Geld auf der Straße?

Frederik Konradsen: Ich bitte darum und erzähle dem Publikum was ich tue und das ich davon lebe. Ich sage z.B. „I not only accept donations, I appreciate it“. Ich weiß, dass andere Straßenkünstler eine Summe vorschlagen. Davon bin ich kein Freund. Natürlich verkaufe ich auch CDs. In Berlin kosten diese 10 Euro in Dänemark 100 dänische Kronen. Der Betrag soll rund sein, damit ich keine Zeit mit Wechseln verbringen muss.

Wer gibt mehr. Männer oder Frauen?

Frederik Konradsen: Das weiß ich nicht. Aber mein Charakter auf der Bühne flirtet. (lacht)

Was kannst Du Beginnern auf den Weg geben?  

Frederik Konradsen: Zwei Dinge: 1. Macht es einfach. 2. Jede Erfahrung ist gute Erfahrung. Schaut Euch verschiedene Sachen an, hört zu, lernt und entwickelt Euren eigenen Stil.

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Besucht die Website von Frederik Konradsen und bucht ihn für Eure Veranstaltung. Der Junge ist verdammt gut!

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