3VIEW – die zweieinhalb Filmtipps der Woche
[ Camp Armadillo · Black Dynamite ]

Ich bin Rocco, 29, Cineast. In dieser Rubrik werde ich Filme empfehlen. Keinen Mist. Tolle Filme. Einzigartige Filme. Filme, für die es sich lohnt, Zeit und Geld zu investieren. Filme, die im Gedächtnis bleiben, die sich tief ins Herz eingraben. Filme, die herausfordern, die an die Grenzen gehen, Grenzen überschreiten. Ich wiederhole: keinen Mist. Zeit ist zu kostbar, um sie für Industrieabfall zu verschwenden. Die Auswahl werde ich knapp halten: Ein aktueller Kino-, ein frischer Heimkino- und ein zeitloser Geheimtipp pro Woche. Stets höchst subjektiv, oft aus dem Bauch heraus. Könnt ihr zustimmen, müsst ihr nicht. Lobt, tadelt, kommentiert und diskutiert. Ich freue mich auf euer Feedback und wünsche eine spannende Entdeckungsreise.


Kinotipp: – fällt aus –

Frei nach Heidi Klum: Heute habe ich leider keinen Kinotipp für euch. Zum einen gibt es meiner Meinung nach diese Woche wirklich keine unbedingt empfehlenswerten Highlights (und für allenfalls ganz nette Filme ist hier kein Platz), zum anderen habe ich ein paar mögliche Kandidaten einfach noch nicht sehen können. Womit ich hiermit offiziell der versammelten Film-PR da draußen ganz lieb zuwinke, in der Hoffnung, dass 3VIEW bald relevant genug ist, um mit Preview-Einladungen und Presse-Exemplaren überschüttet zu werden. Ein Verriss braucht nicht befürchtet zu werden. Als sehr milde Höchststrafe droht hier ja nur eine Ignorierung.

Aber zwei Filmtipps heißt für euch auch weniger Zeit drinnen, mehr draußen. Und das hat bei dem aktuellen Frühsommer ja auch wieder sein Gutes. Ich möchte den Platz aber nicht ungenutzt lassen und euch trotzdem einen wunderbaren Trailer ans Herz legen. Meine Freundin Marie Elisa Scheidt ist leidenschaftliche Dokumentarfilmemacherin. Ihr aktuelles Werk über Angehörige von Schlaganfallopfern trägt den wunderbaren Titel ICH LIEBE DICH, ICH LIEBE DICH NICHT, ist ein vielschichtiger und hochemotionaler Mix aus Doku- und Spielfilmelementen und haut mich in seiner Einzigartikkeit, Komplexität und Schönheit immer wieder um. Leider ist er noch nicht offiziell erhältlich, da er in diesem Moment weltweit bei Festivals für ein Screening anklopft. Aber wenn ihr den kompletten, 30-minütigen Film sehen wollt, meldet euch für nähere Infos einfach per Email an mail@marieelisascheidt.com. HIER gibt es noch einen Kunstundso-Artikel über einen weiteren aktuellen Film von Marie Elisa. Und HIER geht’s direkt zu ihrer schönen Webseite. Werbung Ende.

Trailer:


Heimkinotipp: Camp Armadillo

Originaltitel: Armadillo
Land / Jahr / Länge: Dänemark / 2010 / 105 Minuten
Regie: Janus Metz Pedersen

Januar 2009. Regisseur Janus Metz begleitet für 6 Montate eine Gruppe junger dänischer Soldaten bei ihrem ersten Einsatz in Afghanistan. Sie sind in der titelgebenden Militärbasis Armadillo stationiert. Das Kampfgebiet gegen den unsichtbaren Feind ist nur 800 Meter entfernt. Wir sind jedoch schon vorher dabei, bei Diskussionen mit der Familie, bei der ausschweifenden Abschiedsparty, beim tränenreichen Abschied am Flughafen. Wir lernen eine junge, sympathische Truppe kennen, die sich auf ihr „Abenteuer“ freut. Dann die Ankunft im Camp. Statt der ersehnten Action immer wieder ermürbendes Warten. Zeitvertreib durch Albernheiten, Pornos und Gespräche. Streifzüge zur Kontaktaufnahme mit der völlig resignierten Bevölkerung enden stets erfolglos. Man ist unerwünscht. Im Krieg der Soldaten gegen die Taliban gibt es nur ein Opfer – die Einwohner. Ihre Häuser, ihre Felder sind der Kampfplatz eines ausweglosen, nicht enden wollenden Krieges. Kooperiert man mit einer Seite, ist man Feind der anderen und so gut wie tot. Doch plötzlich sehen wir fliehende Frauen und Kinder, sicheres Indiz für ein anstehendes Gefecht. Erste Schüsse fallen, Panik bricht aus. Ein Kampf gegen das Nichts, blinde Patronensalven in Wiesen und Ruinen, alles erfüllender Granatenrauch. Das ist nicht der letzte Kampf, den wir hautnah miterleben. Es wird Verletzte geben, Tote auch. Doch am erschütterndsten ist es mit anzusehen, wie sehr der Krieg die jungen Soldaten selbst verändert. Ein Abschied für 6 Monate als Abschied für immer. Einer der besten, intensivsten, ehrlichsten und wichtigsten Filme der Welt über Menschen, die auszogen, um das Abenteuer zu erleben und Soldaten, die als leere Seelen aus der Hölle wiederkehren. Ich habe Camp Armadillo gestern angeschaut. Ich bin heute noch sprachlos. Unabhängig von persönlichen Genrevorlieben: Ansehen, bitte!

Trailer:


Geheimtipp: Black Dynamite

Land / Jahr / Länge: USA / 2009 / 84 Minuten
Regie: Scott Sanders
Darsteller: Michael Jai White, Obba Babatundé, Kevin Chapman, Tommy Davidson, Richard Edson

Black Dynamite is the man! Die Frauen liegen ihm zu füßen, all seine Gegner finden sich auch sehr schnell dort wieder. Seine Einzeiler sind legendär, seine Kampfkünste gefürchtet. Wehe also denen, die seinen Bruder ermordet haben, sein Viertel mit Drogen verseuchen und den teuflischen Plan verfolgen, die Penisse aller Afroamerikaner mittels manipuliertem Bier schrumpfen zu lassen. Ja, nicht nur der Plot ist großartig. Dieser Film rockt gewaltig! Eine unglaublich liebevolle und stilsichere Hommage an das Blaxploitation-Kino der 70er Jahre. Eine wahnsinnig komische Actionkomödie voller grandioser Stereotypen mit einem das Geschehen stets kommentierenden Funk-Soundtrack zum Niederknien. Grandiose Ausstattung und Kostüme, hemmungsloses Overacting, eine herrlich schräge Kamera mitsamt typischer Schnitte und Zooms, absichtliche Film- und Anschlussfehler und billige Effekte – das alles ist dermaßen authentisch, dass der Film genau so direkt aus den 70ern kommen könnte. Black Dynamite ist der coolere, wildere und unterhaltsamere Shaft. Eine Hommage, die ihre Vorbilder übertrifft, die als Actionkommödie aber auch funktioniert, wenn man nie einen Film dieses Genres gesehen hat. Dabei stiehlt Black Dynamite allen bekannteren, derzeit sehr trendigen Retro-Filmparodien wie den Grindhouse-Filmen oder Machete locker die Show. So, genug geschwärmt. Ladet ganz viele Freunde ein, die ganz viel Alkohol mitbringen, besorgt euch Schlaghosen und Afro-Perücken und habt die beste Funk-Party eures Lebens. DY-NA-MITE, DY-NA-MITE!

Trailer:


Heute mal kein langes Nachwort. Noch scheint die Sonne, das kann meiner bildschirmverstrahlten Haut nur gut tun. Ich wünsche euch viel Spaß beim Anschauen und freue mich weiterhin sehr über Kommentare, Tipps und Anregungen. Bis nächsten Mittwoch, danke für die Aufmerksamkeit, euer 3VIEWer Rocco.

PS: Das 3VIEW für letzte Woche fiel deshalb aus, weil ich da fälschlicherweise dieses hier geschrieben hatte. Passiert, wenn man bei den Veröffentlichungsterminen mal nicht genau hinguckt. Ihr habt jedoch nichts verpasst. Ehrlich. Jetzt sind wir aber wieder im Zeitplan. Also: Volle Kraft voraus!

Alle bisherigen 3VIEWs im Überblick

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