Die 9 wichtigsten Eigenschaften erfolgreicher Lerner

Etwas zu lernen, das Gelernte weiterzugeben und wieder Neues zu lernen ist ein ewiger Zyklus, den wir am besten bis zum Ende unseres Lebens aufrechterhalten: „Lebenslanges Lernen“. Die Schule ist ein Spielplatz, auf dem wir die Grundbausteine lernen, jedoch was wir daraus machen, bleibt uns selbst völlig freigestellt: die einen werden danach nie wieder ein Buch in die Hand nehmen und auch so ganz gut durchs Leben kommen, doch die anderen suchen sich begierig neue Sprachen, neue Aufgaben oder neue Lerndisziplinen, um am Ball zu bleiben und ihr Wissen zu erweitern.

Es gibt, wie in jeder Disziplin des Lebens, auch beim Lernen Naturtalente und eher Untalentierte – interessanterweise scheinen die Resultate sich jedoch nicht an diese Einteilung zu halten. Ganz im Gegenteil: Menschen, denen das Lernen sehr leicht fällt, brauchen sich keine gezielten Techniken anzueignen, während langsame und schwache Lerner – wie ich selbst – gezwungen sind, sich Tricks anzueignen. Am Ende könnten Letztere oft im Vorteil sein.

Als ich für mein Buch recherchierte und mich mit der Thematik des effektiven Lesens und Lernens beschäftigte, konnte ich folgende Zaubertricks ausmachen, die erfolgreiche Lerner für sich in Anspruch nehmen. Jeder der folgenden Punkte kann für sich deine Art zu lernen und deinen Erfolg dabei für immer verändern.

9 – Herausforderung

Kranken Menschen kann man Antibiotika geben. Doch wenn man das immer wieder tut, wirken sie irgendwann nicht mehr, denn man macht die Bakterienkulturen durch das Medikament paradoxerweise stärker.

Es ist ein altes Naturgesetz, dass Herausforderung einen Organismus stärkt, und natürlich verhält es sich mit dem Lernen ganz genauso: „Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker.“ Eine nahende Prüfung erhöht die Konzentration deutlich und dabei ist es vor allem der Zeitdruck, den wir zu unserem Verbündeten machen können. Aufgaben unter Zeitdruck auszuführen erhöht Effizienz und Effektivität und so können wir, indem wir mit Stoppuhr und Zeitlimits lernen, größere Fortschritte erzielen.

8 – Interesse/Begeisterung

Bei einem Vortrag, der uns brennend interessiert, müssen wir kaum mitschreiben und merken uns doch beinahe alles. Umgekehrt sind selbst die genauesten Notizen nicht ausreichend, um uns einen Vortrag ins Gedächtnis zu rufen, der uns schlicht nicht interessierte. Aufmerksamkeit entsteht direkt proportional zu unserem Interesse.

Obwohl wir unausweichlich immer wieder Dinge lernen müssen, die uns kaum interessieren, können wir doch in vielen Fällen selbst wählen, welche Themengebiete wir vertiefen. Es zahlt sich aus, diesem Instinkt zu folgen und vor allem das zu lernen, was uns packt – Begeisterung ist schließlich eine Schlüsselkompetenz für Erfolg.

7 – Fitness

Schon viele vor mir haben diesen wichtigen Zusammenhang erkannt, nichtsdestotrotz ist es mir ein großes Anliegen, davon zu sprechen: Wer körperlich fit ist, kann auch geistig bessere Resultate erzielen.

Ausreichend Schlaf ist sehr wichtig, wobei aber auch die Schlafqualität eine bedeutende Rolle spielt. Gutes Essen ist wichtig. Regelmäßige Bewegung, am besten täglich, hat großen Einfluss.

Ich habe im Lauf meines Studiums immer wieder Kommilitonen erlebt, die an körperliche Grenzen gestoßen sind, wie etwa stärkste Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Infektanfälligkeit oder Übelkeit und Erbrechen. Es ist nicht zu bestreiten, dass die Aufregung vor einer Prüfung einen wichtigen Teil dieser Symptome hervorrufen kann, aber natürlich trägt umgekehrt die körperliche Fitness auch zu einer Entspannung der Nerven bei.

Die besten und einfachsten Mittel sind regelmäßige Bewegung (Joggen oder Dehnübungen), kalt-heiß-kalte Duschen (leicht zwischendurch anwendbar) und beim Lernen immer wieder kurze Übungen, um den Kopf freizubekommen. Dieser Punkt wird von vielen stark unterschätzt, dabei hat er so viel Bedeutung beim gesunden Lernen.

6 – Fokus

Die vielleicht wichtigste Aufgabe beim Fokussieren ist das Ausselektieren. Wenn wir alle Einflüsse, die uns in diesem digitalen Zeitalter wirklich zur Genüge umgeben, einmal ausblenden, ist unser Fokus bereits viel klarer und unsere Aufmerksamkeit steigt deutlich an.

Ich verzichte daher beim Lernen auf E-Mails, Handy, Facebook, die meisten Arten von Musik und natürlich den Fernseher. Es ist entscheidend, dass wir uns Oasen von Nichtinformation schaffen, um immer wieder entspannen und loslassen zu können, um dann beim eigentlichen Lernen klar und gezielt vorzugehen. Je mehr wir Ablenkungen wegschalten, desto leichter wird diese eine Sache, die so wichtig ist: die volle Konzentration auf den Lernstoff.

5 – Motivation

„Das Schwierigste am Laufen ist es, die Laufschuhe anzuziehen“, lautet ein modernes Sprichwort. Da ist etwas dran.

Obwohl es keine Zauberformel für mehr Lernmotivation gibt, vor allem wenn wir einmal gar kein Interesse haben, gibt es doch einen Trick, der sich schon vielfach als nützlich erwiesen hat: einfach einmal anfangen. Man kann dazu auch „Zehnminutenregel“ sagen, sprich, man zwingt sich dazu, für zehn Minuten mit dem Lernen zu beginnen – wenn dann noch immer keine Lust da ist, darf man es auch sein lassen.

Wer die Hürde zu Beginn bewältigt, hat oft schon einen großen Brocken erledigt, denn hier scheitern besonders viele Studenten. Motivation kann man nirgendwo kaufen, das ist klar, aber einfach einmal anzufangen und zu sehen, was passiert, ist eine effektive und sinnvolle Methode, um sich selbst zu überlisten.

4 – Self-efficacy

Zu Deutsch: Selbstwirksamkeit. Der Psychologe Albert Bandura arbeitete über viele Jahre an der Entwicklung dieses wichtigen Konzepts: Menschen, die sich Erfolg selbst zuschreiben, sind erfolgreicher. Dabei geht es um viele Dinge im alltäglichen Leben, wobei das Lernen einen sehr großen Stellenwert einnimmt. Wenn Studierende oder Lernende sich selbst für ihren Erfolg verantwortlich machen („Ich habe harte Arbeit investiert und mein Bestes gegeben.“), anstatt diese äußeren Umständen zu attribuieren („Aber so schwer war es ja auch nicht.“), erzielen sie bessere Ergebnisse und haben mehr Freude am Lernen.

3 – Krisensicherheit

Wie überwindet man eine Krise? Auch wenn es keine Regel dafür gibt, wie man an sich in der Krise handelt, so ist eines trotzdem klipp und klar: Jeder Lerner erfährt Tiefpunkte, Selbstzweifel und Lustlosigkeit, was völlig normal ist. Oft sind diese Momente sogar ein besonderer Antrieb für große Leistungen. Was jedoch nicht passieren darf, ist, dass man sich von solchen Gefühlen unterkriegen lässt – und schon gar nicht, dass man aufgibt. Manche geben wenige Tage vor einer wichtigen Prüfung auf, dabei ist genau diese Krise kurz zuvor so sinnvoll, denn sie bringt den richtigen Nervenkitzel in den letzten Lernstunden. Bei großer Nervosität sind unsere Sensoren besonders weit offen, gute Lerner nutzen diese Krisen daher nicht, um zu flüchten, sondern um nach vorn durchzustarten. Einen Kaffee machen, tief durchatmen und weiter geht’s. Krisensicherheit ist eine wichtige Kompetenz, denn die Krise wird kommen, ob wir wollen oder nicht.

2 – Durchhaltevermögen

Montags ist es noch recht einfach, früh aufzustehen. Am Dienstag fällt es etwas schwerer. Aber am Mittwoch? Null Komma null Motivation ist übrig …

Jeder Mensch hat andere Möglichkeiten und Voraussetzungen, um eine konstante Arbeitsmoral aufrechtzuerhalten, was aber alle erfolgreichen Lerner gemeinsam haben, ist der Wille, sich wieder an den Schreibtisch zu setzen. Es hilft

1)   einen Wecker (mit immer der gleichen Uhrzeit) zu stellen,

2)   aufzustehen (und nie die Snooze-Taste zu benutzen) und

3)   mit dem Lernen zu beginnen, egal was passiert.

Durchhaltevermögen verlangt uns oft viel starken Willen ab, doch können wir uns austricksen, indem wir Konstanz in den Alltag hineinbringen. Wenn wir unsere Regeln nicht brechen, wird es mit der Zeit auch immer leichter.

1 – Intention

Es scheint zu offensichtlich, richtig? Aber es ist die wichtigste Zutat für gezieltes Lernen: die Intention zu lernen. Den Geist öffnen, Bereitschaft schaffen, direkt auf ein Thema zugehen, mit Wille und Fokus, alle zuvor genannten Punkte vereinend.

Was ist der Unterschied zwischen einem Küchenmesser und einer Tatwaffe? Oft gibt es gar keinen, außer der Intention! Dasselbe Buch kann einem Studenten langweilige Stunden und etwas Wissenszuwachs bieten, während ein anderer dadurch zu einem Experten wird. Die Unterrichtsstunde kann für einen Studenten zum Aufwachen gerade recht sein, während sie das Weltbild des anderen erschüttert.

Die Intention zu lernen, die Bereitschaft zu lernen, für Neues offen sein.

Ich habe mir als Lebensaufgabe dieses Ziel gesetzt, zu lernen, zu lehren und wieder von vorn anzufangen – immer wieder von null anzufangen und auf Neues zuzugehen.

Viel Glück mit diesen neun Tricks! Doch es reicht natürlich nicht, dass du sie gelesen hast. Lies sie noch einmal und noch einmal, und schreite zum Äußersten: Wende an, was du gelernt hast. Denn Theorie ohne Praxis, habe ich einmal so gehört, soll recht unnützlich sein.

Alles Gute und viel Spaß beim Lernen wünscht

Nikolaus Cortolezis

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Dieser Gastbeitrag ist von Nikoluas Cortolezis. Er ist der Autor von „Ein geniales Studium: Schneller lesen, aktiv lernen, Ziele erreichen“. Du findest das Buch (9,90 Euro) oder Kindl Version (4,95 Euro) bei Amazon. Besucht den Blog von Nikolaus unter genialesstudium.com

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One Reply to Die 9 wichtigsten Eigenschaften erfolgreicher Lerner

  1. sovus sagt:

    Ich finde es schwer sich für etwas zu motivieren, von dem man nicht weiß das es langfristig was bringt. Da hat man das Gefühl seine Zeit zu verschwenden und anstelle … verschwendet man lieber seine Zeit :)

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