Straßenkünstler und Jongleur Ben Bryant: „So werden Straßenhsows aufgebaut!“

Als ich im Ende September 2011 zum Clown-Mime-Fesitval in Incheon/Korea gespielt habe, traf ich den Australier Ben Bryant aka „Benny B“. Ben hat seinen Abschluss als Elektroingenieur gemacht und dann festgestellt, dass dies nicht der Beruf ist, in dem er gerne arbeiten möchte. Gelangweilt vor einem Rechner zu sitzen und eine große Firma noch reicher zu machen war nicht sein Ding. Schon früher spielte er auf der Straße. Damit er noch besser wird, hat er seinen Job hingeschmissen und die „Circus University“ besucht.

Ben Bryant spielt auf der ganzen Welt. Ich habe mit Ihm über Straßenshows und wie man eine Show am besten strukturiert gesprochen. Viel Spaß beim lesen.

Was sind die Elemente einer guten Show?

Ben Bryant: Die Beziehung und Verbindung zum Publikum ist sehr wichtig. Wenn Du das Publikum für dich gewonnen hast, ist es fast egal was Du machst.

Welche Werkzeuge gibt es diese Verbindung aufzubauen?

Ben Bryant: Es gibt einige Möglichkeiten mit dem Publikum eine Verbindung aufzubauen. Die erste ist Augenkontakt. Natürlich kann man nicht jedem einzeln in die Augen schauen, aber das Gefühl muss herüberkommen, dass man mit ihnen spricht. Binde das Publikum ein und lass es Dinge tun wie Klatschen, oder Geräusche à la „Uuuh“ oder „Aaah“. Was die meisten Straßenkünstler verstanden haben ist, jemanden aus dem Publikum direkt in die Show einzubinden. Sie lassen ihn als „Freiwilligen“ assistieren.

Welche Elemente benötigt eine Show, die „auf Hut“ gespielt wird?

Ben Bryant: Feuer, Höhe und Hype… Und Pimmelwitze (lacht) Die Shows mit den fettesten Hüten beinhalten diese Elemente. Eine Hutshow braucht Gefahr wie Feuer, Messer oder riskante Fallmanöver. Sie muss Kopfhoch oder höher sein. Deswegen werden meist Leitern, hohe Einräder, Kletterstangen, Seile zum balancieren oder Plattformen benutzt.

Das ganze benötigt den sogenannten Hype. Der finale Trick muss aufgebaut werden. Normalerweise geschieht das durch viel Reden. Es muss eine Steigerung sichtbar sein.

Wenn Du außerhalb eines Festivals spielst, wie bekommst Du Publikum auf der Straße?

Ben Bryant: Langsam, geduldig und mit Feuer. (lacht) Damit Leute stehen bleiben, muss man eine Erwartung aufbauen. Was wird passieren? Das wird erreicht, in dem man z.B. seine (großen) Requisiten aufbaut. Beliebt ist auch Leuten auf der Straße hinterher zu rufen und Witze zu reißen. Wenn z.B. drei Männer vorbei kommen ruft man: „Wusstet ihr, dass einer von drei Männern homosexuell ist?“ Das ist lustig. Versucht dabei eure Eigenen Sprüche zu finden. Es gibt Millionen Situationen auf die man lustige Sprüche bringen kann.

Zwischen einer „Festival-Show“ und einer reiner „Straßen-Show“ gibt es Unterschiede. Bei „Straßen-Shows“ versammelt man die Leute. Auf Festivals organisiert man die Gäste. Da ist eh schon Publikum da.

Wie behältst Du Die Leute während der Show bei der Stange?

Ben Bryant: In dem ich sie unterhalte. Ich gebe ihnen einen Aufhänger und mache klar, was passieren wird.

Wie ist Deine Show aufgebaut?

Ben Bryant: In der ersten 20 Minuten sieht das Publikum einfache Tricks, Improvisation und Interaktion mit den Gästen. In den letzten 20 Minuten klettere ich auf die Leiter, um Geld zu bekommen. (lacht)

Wie fragst Du nach dem Geld? Was ist wichtig für diesen Teil?

Ben Bryant: Sei ehrlich. Sag ihnen was du willst und warum sie es Dir geben sollen.

Wie reagierst Du auf Störungen in Deiner Show?

Ben Bryant: Ich spiele damit. Neue Situationen sind eine Möglichkeit, kein Desaster. Einmal hat eine Gruppe von 100 Leuten als Ninjas verkleidet meine Show umstellt, während ich das Geld einsammeln wollte. Also rief ich: „Wenn Ihr mich nicht bezahlt werden meine Ninjas Euch töten!“

Wie bekommst Du „Freiwillige“ für Deine Shows? Was ist wichtig, wenn man auf der Bühne mit ihnen interagiert?

Ben Bryant: Zuerst suche ich mir jemanden aus, der ein freundliches Gesicht hat und eine positive Energie ausstrahlt. Ich frage nicht, ob sie mitmachen wollen. Ich nehme ihre Hand und frage: „Wie heisst Du?“, Der Freiwillige sagt dann z.B. : „Oliver“. Ich nehme seine Hand, drehe mich wieder zur Bühne, ziehe ihn und sage. „Willkommen zu meiner Show Oliver“

Ich lasse meine „Freiwilligen“ nicht lächerlich aussehen und gebe ihnen eine Angebot zum spielen. Menschen sind schüchtern. Mach, dass sie sich auf der Bühne wohl fühlen.

Was ist für eine Straßenshow im allgemeinen wichtig?

Ben Bryant: Die Fähigkeit sich selber nicht zu verurteilen wenn eine Show oder ein Hut ein Erfolg oder Misserfolg war. Äußere Umstände lassen sich selten beeinflussen.

Mime und Clownshows brauchen den Fokus des Publikums. Hutshows brauchen diesen Fokus viel weniger.

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Tretet mir Ben in Kontakt und bucht seine Show. Seine Website findet Ihr hier.

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5 Replies to Straßenkünstler und Jongleur Ben Bryant: „So werden Straßenhsows aufgebaut!“

  1. Sonja sagt:

    Es gehört einen enge Mut dazu, seinen Schreibtischjob hinzuschmeissen um ein Straßenküstler zu werden! Ich könnte das wahrscheinlich nicht. Aber ich bewundere ihn, denn er ist einer der wenigen Menschen, die das in ihrem Leben machen, was sie wirklich wollen.

  2. Der Job ist definintiv nicht für jedermann. Wenn’s einen immer schon gereizt hat, muss man’s probieren.

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